
Winser Konzepte begeisterten – „Lintler Krug statt Aula"
Kirchlinteln. „Die Ortsmitten von Grundzentren im ländlichen Raum sollen mit neuem Leben in alten Gebäuden vom Land gestärkt und die Lebensqualität verbessert werden" betonte Landtagsabgeordneter Wilhelm Hogrefe, der zum Dialog in den Lintler Krug eingeladen hatte. „Von den Erfolgen in Winsen (Aller) können wir dabei viel lernen", resümierte Hogrefe zufrieden, nachdem Jochen Köhler und Felicitas Bergner aus Winsen mit ihren Nutzungskonzepten überzeugt hatten.Anfang der 1980er Jahre gründeten 10 Männer in Winsen (Aller) den Heimatverein, um historische Gebäude und alte Kulturgüter aus der Heidmark zu erhalten, erinnerte Jochen Köhler vom Vorstand des Winser Heimatvereins an die Vereinsgründung. Ein Vierteljahrhundert später ist die Mitgliederzahl auf über 800 angestiegen und auf dem Winser Museumshof wurden zwölf historische Gebäude mit über 50.000 Stunden Eigenleistungen errichtet. Das Zweiständerhallenhaus „Dat groode Hus" wurde zum kulturellen Mittelpunkt in der 13.000 Einwohner zählenden Gemeinde Winsen bei Celle. Mit dem „Kalandhof" folgte 2005 ein weiterer Anziehungspunkt. Das Erdgeschoss im schmucken Fachwerkgebäude wird an eine junge, engagierte Hauswirtschaftsmeisterin verpachtet, die mit großem Erfolg ein Weincafé betreibt. Das Dachgeschoss wird für Seminare genutzt und verpachtet. Der Winser Museumshof entwickelte sich zum sehr lebendigen Museum mit Angeboten für Schulklassen und Kindergruppen. Die Backtage locken
2.000 Gäste pro Tag auf den Museumshof. Kartoffelblütenfeste, Kunstausstellungen, Benefizkonzerte, Musikveranstaltungen, Vorträge, Lesungen, Adventsausstellungen und die regulären Museumstage locken jährlich über 20.000 Besucher auf den Museumshof. „Wir sind ein kleiner mittelständischer Betrieb mit Mitarbeitern, die von vielen ehrenamtlichen Kräften und Mitgliedern in den zahlreichen Arbeitskreisen unterstützt werden", unterstrich Jochen Köhler. Der Verein hat über 1,6 Millionen Euro in die zwölf Gebäude investiert und allein beim „Groode Hus" und beim „Kalandhof" Eigenleistungen im Gegenwert von 510.000 Euro erbracht. Die jährlichen Bewirtschaftskosten werden überwiegend aus Pachteinnahmen und Erträgen finanziert. Die Gemeinde Winsen fördert den aktiven Verein mit jährlichen Zuschüssen und erhält als Gegenleistung viele positive Impulse für die Lebensqualität ihrer Bürger, für Kunst und Kultur, Angebote für alle Generationen und für den Fremdenverkehr.
Günter Lühning stellte als Vorsitzender der Mehrheitsfraktion im Gemeinderat das Projekt Historische Ortsmitte rund um das 4.000 qm große Lintler Krug-Grundstück vor. „Mitte Februar wollen wir die finanziellen Mittel im Gemeinde-Haushalt 2008 beschließen„ , so Lühning. Für den Ankauf des Krug-Grundstücks mit vier Gebäuden und über 1.200 qm Nutzfläche, wird es aber keine Kreditaufnahme und erst recht keine Steuererhöhungen geben, versprach Lühning und war sich darin mit Bürgermeister Wolfgang Rodewald einig. Rodewald legte ebenfalls Wert auf eine solide Finanzierung und will noch 2008 mit dem Umbau der historischen Gebäude in der Ortsmitte beginnen. In den 1980er Jahren war an der Schulstraße der Neubau einer Aula als kulturelles Zentrum geplant, „das damals teurer geworden wäre, als das jetzige Gemeinde-Engagement in der Ortsmitte", betonte Lühning bei der jüngsten Zusammenkunft im Krug-Saal. Das 4.000 Quadratmeter große Aula-Grundstück soll jetzt verkauft und gegen ein gleichgroßes Areal im Herzen des Grundzentrums Kirchlinteln getauscht werden. „Besser wir investieren in schmucke, ortsbildprägende Gebäude und schaffen neues Leben in alten Gebäuden, als Neubauten zu errichten und ein ödes Ortszentrum zu riskieren", so Lühning. Zustimmung zu diesem Konzept gab es von den erfahrenen Gästen aus Winsen. Der Winser Jochen Köhler hatte im Anschluss an die Versammlung gleich zusätzliche Nutzungsideen für den denkmalgeschützten Speicher am Krug, um die Attraktivität der Ortsmitte für die Bürger weiter zu steigern.
Bildunterschrift:
Um neues Leben in alten Gebäuden statt öder Ortsmitten ging es bei einer Veranstaltung im Krug-Saal, bei der Landtagsabgeordneter Wilhelm Hogrefe, Felicitas Bergner und Jochen Köhler vom Winser Heimatverein und Bürgermeister Wolfgang Rodewald interessierte Bürger informierten und Fragen beantworteten. Foto: Lühning
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