Die Zukunft der Nahversorgung

12.05.2009

Verdener Nachrichten – 12.5.2009 – Von Ulrich Tatje

Werkstattgespräch im Lintler Krug am Freitag / Teures Bauen auf Aula-Grundstück

Kirchlinteln. Bürgermeister Wolfgang Rodewald hätte am Freitag den Teilnehmern des Werkstattgesprächs im Lintler Krug gerne einen verbesserten Entwurf für den geplanten Edeka-Markt auf dem Aula-Grundstück präsentiert. Aber die kürzlich vorgelegten neuen Pläne wollte er gar nicht erst zur Diskussion stellen. Rodewald: „Ich will nicht die Prügel bekommen, die der Projektentwickler verdient hätte."

Dennoch wird Rodewald am Freitag dabei sein, wenn ab 14.30 Uhr unter der Leitung von Dr. Florian Birk (Wirtschaftsagentur Artland) wieder über die Entwicklung der Ortsmitte diskutiert und gestritten wird. Unter anderem wird Karin Griwatz an diesem Nachmittag ein Zentren-Modell vorstellen. Die Regionalplanerin des Landkreises wird zur Einführung über die Bedeutung der Nahversorgung in einem Grundzentrum wie Kirchlinteln referieren.

Der jetzige Laden „ist nicht mehr zukunftsfähig", sagte Edeka-Pächter Wolfgang Meyer, der noch einen Markt in Dörverden sowie einen in Neuenkirchen bei Soltau führt. Im Laden sowie auch auf dem Parkplatz davor sei es zu eng, sagt der Kaufmann. So sieht es auch Andreas Laubig, Pressesprecher der Edeka Minden-Hannover. „Der Bestand ist nicht mehr so, wie wir uns das vorstellen". Sprich: Die 781 Quadratmeter Verkaufsfläche entsprechen nicht mehr dem Standard für einen Vollsortimenter. Der Wettbewerb auf dem Lebensmittelsektor sei hart. „Wer Erfolg haben will, muss eine moderne, angemessene Verkaufsfläche haben." Wer empfehle, so weiterzumachen wie bisher, kenne die Branche nicht.

Oft stimmten die bei Befragungen gemachten Äußerungen über die Zufriedenheit mit örtlichen Gegebenheiten nicht mit dem tatsächlichen Einkaufsverhalten überein, meldet Laubig Zweifel an den wohlmeinenden Bemerkungen an, die Kirchlintler seien mit ihrem Supermarkt rundum zufrieden. Nach Berechnungen der Edeka, so wurde gegenüber dem Bürgermeister argumentiert, könnte mit einem entsprechenden Angebot der Lebensmittelumsatz im Ort deutlich gesteigert werden.

Ob der neue Edeka-Supermarkt nur auf dem Aula-Grundstück entstehen könne, wollte Andreas Laubig nicht kommentieren. Es gebe keine festen Vorgaben für einen Standort. Jedes Objekt müsse individuell beurteilt werden, sagte Laubig. Wobei Edeka sehr wohl in der Lage sei, sich den örtlichen Anforderungen anzupassen, meinte der Pressesprecher und verwies auf den neuen Markt im Kurort Bad Eilsen.

Der Standort Aula-Grundstück erweist sich laut Rodewald als aufwändig. Wenn dem Wunsch des Investors gefolgt werde und er ein zweites Gebäude auf dem Grundstück errichte, müsse er allein für die Regenwasserentsorgung 300 000 Euro zusätzlich investieren.

Was passiert, wenn es nicht klappt mit einem neuen Markt in Kirchlinteln? „Wir entwickeln keine Szenarien für einen solchen Fall", betont Andreas Laubig, „wir machen auch keine Drohgebärden."

Die laufende Unterstützung Kirchlintelns für die Sanierung des Kruges und des Speichers sieht Rodewald durch die Meinungsverschiedenheiten im Ort nicht gefährdet. Für die Zukunft würde sich die Gemeinde aber einen Bärendienst erweisen, wenn sie einen Supermarkt nach 08/15-Architektur akzeptieren würde, unterstrich der Verwaltungschef.