Mit einem umfassenden Antrag engagiert sich Kreistagsabgeordneter Günter Lühning für die Entwicklung eines Konzeptes zur Verbesserung der lebensrettenden Notfall-Erstversorgung im ländlichen Raum unseres Kreisgebietes und den verstärkten Einsatz von AED-Geräten. Diese sogenannten „Laien-Defibrillatoren" beenden durch Stromschocks das lebensbedrohliche Kammerflimmern bei einem plötzlichem Herzstillstand, den jährlich 100.000 Menschen in Deutschland erleiden und nur 5 % überleben.
Am 2. April 2010 erlitt ein 18-jähriger Einwohner in Kirchlinteln-Otersen (ohne jegliche Vorerkrankung) einen plötzlichen Herzstillstand. In Deutschland erleiden jährlich 100.000 Menschen einen plötzlichen Herzstillstand. Als Folge tritt unausweichlich der Tod ein, wenn nicht sofort eine Herz-Lungen-Wiederbelebung eingeleitet wird. Diese kann jedoch das Herz nicht wieder zum Schlagen bringen, wenn nicht ein elektrischer Schock mit einem Defibrillator das Kammerflimmern beendet. Da der ärztliche Notfalldienst oft nicht rechtzeitig innerhalb von Minuten vor Ort sein kann, überleben nicht einmal 5 % der Opfer. Ganz besonders betroffen sind die Menschen im ländlichen Raum.
In jeder Minute nach dem Herzstillstand sinkt die Überlebens-Chance um 10 %. Mit jeder Minute wird das Risiko bleibender Schäden (geistige und/oder körperliche Behinderung) im Überlebensfall größer.
Erleidet ein Einwohner in einem Dorf im peripheren ländlichen Raum einen plötzlichen Herzstillstand und mit dem Eintreffen des Notarztes bzw. RTW ist frühestens in 10 Minuten (bei guten Straßenverhältnissen!) zu rechnen – dann tendiert die Überlebenschance schnell gegen 0 % bzw. mit großer Wahrscheinlichkeit bleibt eine geistige oder körperliche Behinderung nach.
Der 18-jährige Einwohner aus Otersen hat den plötzlichen Herztod nur deshalb überlebt, weil am Karfreitag (2.4.10) anlässlich des Volkswandertages in Otersen zufällig noch das Sanitäter-Team des DRK-Kreisverbandes Verden in Otersen vor Ort war. 2 Minuten nach der Alarmierung über die Rettungsleitstelle trafen die DRK-Sanitäter beim Opfer ein und begannen mit der Wiederbelebung unter Einsatz eines AED, eines „Automatisierten externen Defibrillators“ – ca. 10 Minuten vor dem Eintreffen des RTW und der Notärztin. Diesem schnellen Einsatz des sogenannten „Laien-Defibrillator“ hat der 18-jährige Einwohner sein Leben zu verdanken!
Weil die lebensrettende Wirkung dieser AED-Geräte inzwischen anerkannt ist, wurden diese Laien-Defibrillatoren in vielen öffentlichen Gebäuden, an Sportstätten und in Unternehmen installiert, um von ausgebildeten Ersthelfer (in Unternehmen) oder um im Notfall von Laien bedient werden zu können. Einige Feuerwehr-Fahrzeuge sind sinnvollerweise bereits mit AED-Geräten ausgestattet, um Brandschützer im Einsatz absichern zu können.
In der Schweiz, teilweise aber auch in Süddeutschland sind AED-Geräte fast flächendeckend auch im ländlichen Raum an öffentlichen Gebäuden und öffentlich zugänglich installiert sind. Insbesondere im peripheren ländlichen Raum im Landkreis Verden besteht dagegen Handlungsbedarf, weil hier jeder RTW und jeder Notarzt aufgrund der Entfernungen zu spät beim Opfer eintrifft.
Folgende Anträge hat Günter Lühning gestellt:
Antrag
Die Kreisverwaltung und die Gemeindeverwaltung werden gebeten und beauftragt, für die Menschen im ländlichen Raum in Abstimmung mit
a.) den Notärzten
b.) denRettungsdiensten(DRK,Johanniter…) c.) den Freiwilligen Feuerwehren
ein Konzept zum verstärkten Einsatz und zur Installation von AED-Geräten in weit entfernten Dörfern des Kreisgebietes / des Gemeindegebietes zu entwickeln.
Die Finanzierung eines 1.000 – 1.500 € teuren Gerätes könnte gemeinsam von Landkreis und Gemeinden erfolgen. Zur Finanzierung können ggf. vor Ort auch Spenden eingeworben werden. Hinweis: Bundesweit agierende Unternehmen (mit Gewinnerzielungsabsichten) bieten Vereinen inzwischen kostenlose AED-Sets für das Vereinsheim an, wenn örtliche Sponsoren geworben werden können und die überteuerten Werbe-AED-Geräte finanzieren. Über die Installation von AED-Geräten auch in Schulen etc. sollte nachgedacht werden.
Neben diesen Anträgen gibt Günter Lühning noch weitere Anregungen: „Als öffentlich gut zugängliche Standorte in mittelgroßen Dörfern sind m.E. Vereinsheime oder Feuerwehrhäuser geeignet. In der Schweiz und in Süddeutschland werden die AED-Geräte i.d.R. außen am Gebäude in öffentlich zugänglichen Kästen angebracht. Empfehlenswert könnte alternativ auch die Ausstattung von bestimmten Feuerwehrfahrzeugen mit AED-Geräten sein. Oftmals sind aktive Feuerwehrkameraden in unseren dörflichen Feuerwehren als Ersthelfer ausgebildet und in dieser Funktion in Unternehmen auch im Umgang mit AED-Geräten geschult und erfahren. Über die Rettungsleitstelle könnte eine Alarmierung gezielt über Funkmeldeempfänger erfolgen".
Seinen Antrag begründet der Kreistagsabgeordnete aus Otersen abschließend wie folgt: „Als Begründung sei eine erstrebenswerte Angleichung der medizinischen Notfall-Versorgung und der Überlebenschancen zwischen Stadt und Dorf genannt", denn rechnerisch Rechnerisch erleiden über 150 Einwohner aus unserem Landkreis jährlich einen plötzlichen Herztod und bei rd. 5 % Überlebens-Quote überleben rechnerisch nur ca. 8 Menschen.
Günter Lühning hat sich in den letzten Monaten aus persönlicher Betroffenheit bei diesem Thema sach- und fachkundig gemacht, denn bei dem 18-jährigen Einwohner aus Otersen handelt es sich um seinen eigenen Sohn. „Weil er sein Leben dem schnellen Einsatz eines AED zu verdanken hat, setze ich mich jetzt aus Dankbarkeit für die Menschen im ländlichen Raum ein. Die 30-minütige Wiederbelebung habe ich miterlebt und bin davon überzeugt, dass auch Laien einen AED erfolgreich einsetzen können, weil eine Computer-Stimme klare Anweisungen gibt. Man kann in solchen Notfällen nur einen Fehler machen: Es wäre ein Fehler, einen AED nicht einzusetzen. Es sollte unser gemeinsames Ziel im Landkreis Verden und den ländlichen Gemeinden sein, diese Überlebens-Chance deutlich zu verbessern„, appelliert Günter Lühning an seine Kollegen im Kreistag und im Gemeinderat Kirchlinteln.
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