Neue Windräder süd-östlich Otersen – Kritik an Windrädern in Neddenaverbergen
Kirchlinteln. Die Eigennutzung von Sonnenstrom lohnt sich, wenn mindestens 30 Prozent der Energie selbst genutzt und höchstens 70 Prozent eingespeist und verkauft werden. Beim Bürger-Dorfladen Otersen liegt die Sonnenstrom-Produktion 27 Prozent über den Planwerten und 97 Prozent des Sonnenstroms wurden selbst genutzt. Auch bei der Gärtnerei Oestmann in Armsen wollte man unabhängiger von Energiekosten-Steigerungen werden werden und hat in die energetische Gebäude-Sanierung von „4.000 qm unter Glas“ und Energiespar-Technik investiert, betonte Senior-Chef Hermann Oestmann bei der CDU-Energietour am 9. Juli 2011. Im Mittelpunkt der 1. Etappe der CDU-Energieotour standen die Themen Windenergie und Photovoltaik.
Die Energietour der CDU begann in Otersen, wo sich süd-östlich der Ortschaft über 30 Grundstückseigentümer einen Windpark mit möglichst acht Anlagen wünschen. 2008 beteiligten sich über 200 Einwohner an einer schriftlichen Bürgerbefragung, bei der sich eine Mehrheit der Bürger für den Windpark aussprach. Aufgrund des Abwägungskriteriums „gering belasteter Freiraum“ hat die Kreisverwaltung die Potenzialfläche in Otersen bisher nicht in den Entwurf des neuen Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) aufgenommen. Beraten und beschlossen werden soll das neue RROP vom Kreistag in 2012. Im Nachbar-Landkreis Soltau-Fallingbostel ist das neue RROP mit vielen neuen Windparks bereits rechtskräftig. In Kirchlintelns Nachbar-Kommune Walsrode wurden alleine vier neue Windparks mit 88 Megawatt Leistung beschlossen. In der Gemeinde Kirchlinteln sind aktuell Windräder mit einer Leistung von 16 Megawatt installiert.
Nur zwei Kilometer süd-östlich der Kreisgrenze bei Otersen beginnt der neue Windpark Groß-Eilstorf. „Dort werden nicht 17 oder gar 20 Windräder entstehen, sondern deutlich weniger. Für Eilstorf wurden 20 Megawatt Leistung genehmigt und die Gesamthöhe auf 150 Meter begrenzt“, berichtete CDU-Kreistagsabgeordneter Günter Lühning bei der Energietour den interessierten Bürgern. Demnach wären in Eilstorf zehn Windräder der 2 MW-Klasse möglich.
„Durch diesen Windpark in der Nachbar-Gemarkung ist der einheitliche Naturraum endgültig belastet. Ziel könnte ein gemeinsamer Windpark mit Groß-Eilstorf sein“, betonte Günter Lühning. Nicole Bothe aus Otersen sagte, dass sich die positive Grundeinstellung zu einem Windpark in Otersen nach der Katastrophe in Japan wohl eher noch gesteigert habe.
2. Station der Energietour war der Dorfladen Otersen „von Bürgern für Bürger". Auf dem Pultdach des Dorfladen-Neubaus wurde eine 100 qm große Photovoltaik-Anlage mit 10,1 Kilowattpeak Nennleistung installiert. Im 1. Halbjahr 2011 produzierte die Module der deutschen Schott Solar AG 27 % mehr Sonnenstrom als geplant und seit der Inbetriebnahme von Dorfladen und Mehrgenerationen-Dorfcafé am 1. Mai 2011 wurde 97 % des produzierten Sonnenstroms selbst verbraucht. „Bei der Eigennutzung von mindestens 30 % des produzierten Stroms erhält der Betreiber zwar eine reduzierte Eigenverbrauchsvergütung, aber einschließlich des eigengesparten Strom-Einkaufs hat der Dorfladen-Verein im Ergebnis 5 Cent pro Kilowattstunde mehr Nutzung (400 € jährlich).
Eine ganz andere Stimmung erlebte die CDU-Besuchergruppe im Windpark Neddenaverbergen, wo sich über 20 Bürger überwiegend kritisch zu der von der Kreisverwaltung eingeplanten Erweiterung und Höherstufung zum Windenergie-Vorrangstandort äußerten. „Wir sollten lieber den Abstand zum Wald etwas reduzieren und die Menschen durch größere Abstände zur Wohnbebauung besser schützen“, machte Günter Lühning die CDU-Position deutlich. „Anstelle eines Repowering und später einmal größerer Windräder an den jetzigen vier Standorten schlägt die CDU als Kompromiss aufgrund der Nähe zum Dorf eine Höhenbegrenzung der bestehenden Anlagen und eine maßvolle Erweiterung um wenige Windräder nord-östlich in Richtung Autobahn vor. Diese Erweiterungsfläche liegt deutlich über einen Kilometer von Neddenaverbergen und Armsen und rund zwei Kilometer von den Wohnhäusern in Verdenermoor auf der anderen Seite von Autobahn und Wald entfernt, so die CDU-Vertreter.
Einige Neddener befürchteten durch weitere Windräder eine negative Dorfentwicklung. Bauausschuß-Vorsitzender Wolfgang Ritz betonte, dass sich die Ortschaft Holtum (Geest) trotz des Windparks mit 6 Windrädern positiv entwickelt habe. In Holtum hat die Kreisverwaltung aufgund der Ausschluss- und Abstandskriterien keine Windpark-Erweiterung im RROP-Entwurf vorgesehen. Sobald die Pläne des Landkreises 2012 konkret werden, will die CDU im Gemeinderat eine schriftliche Bürgerbefragung als besondere Form der Bürgerbeteiligung beantragen, versprachen die CDU-Ratsmitglieder, „weil wir mit der Mehrheit der betroffenen Dorfbevölkerungen die Energiewende und den Ausbau der Erneuerbaren Energien realisieren wollen“, so die CDU Kirchlinteln.
4. Station der Energietour am 9. Juli war die Gärtnerei Oestmann in Armsen. Der Familienbetrieb wird in 3. Generation geführt und konnte kürzlich seinen 50. Geburtstag. Senior-Chef Hermann Oestmann nahm deshalb aus den Händen des CDU-Fraktionsvorsitzenden Günter Lühning ein Weinpräsent „statt Blumen" in Empfang und freute sich für die gute Wünsche der CDU-Vertreter für die Zukunft des Betriebes.
Günter Lühning erinnerte sich an frühere Besuche mit den damaligen Bundestagsabgeordneten Carl-Detlev von Hammerstein und Reinhard Grindel bei Oestmann. Die Energiekosten seinen damals als bedeutender Kostenfaktor immer ein besonderes Thema gewesen. Inzwischen hat der Betrieb mit 4.000 qm Verkaufsfläche unter Glas aber vorgesorgt und in Gebäude-Sanierung und Energiespar-Technik investiert, betonte Hermann Oestmann.
Die CDU-Vertreter empfahlen zusätzlich in Erneuerbare Energien zu investieren. Eine Eigenstrom-Anlage mit Photovoltaik-Modulen auf dem Dach könne wirtschaftlich interessant sein, oder bei einer Erweiterung der Biogas-Anlage in Armsen die Errichtung eines Satelliten-Blockheizkraftwerkes (BHKW) zur Nutzung der Wärme aus Biogas.
Eine Bilder-Galerie mit vielen Fotos von unserer Energietour am 9. Juli mit insgesamt vier Besuchsstationen haben wir auf der Facebook-Seite der CDU Kirchlinteln veröffentlicht.
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