Gemeinsam mit Bürgern die Zukunft gestalten

02.07.2011

Bürger wollen nicht nur alle 4 Jahre (Bundes- und Landtag) bzw. 5 Jahre (Kreistag und Gemeinderat) „Kreuze machen“ und wählen, sondern mündige und engagierte Bürger wollen, zumindest bei bestimmten Themen, eingebunden werden und sich engagieren. Die CDU Kirchlinteln hat wenig am „grünen Tisch“ allein entschieden, sondern schon in der letzten Wahlperiode mehrere Bürgerforen in den Ortschaften durchgeführt und Bürger-Beteiligung praktiziert.  So auch am 28. Juni 2005 in der Ortschaft Kirchlinteln. Den Hof unseres Ratsmitgliedes Joachim Köhler verwandelten wir mit Informationstafeln zu einem Marktplatz des Informationsaustausches. Damals beabsichtigte die Gemeinde den Kauf eines Resthofes in der Schulstraße – allerdings regte sich in der Nachbarschaft bereits Widerstand gegen eine dort geplante Begegnungsstätte für alle Bürger und einen Jugendraum. Mehrere Bürger sprachen uns damals auf den zum Verkauf stehenden „Lintler Krug“ in der Ortsmitte an – sicherlich auch aus Sorge und der Ungewissheit, was denn wohl ein neuer Eigentümer aus dem Ortsbild-prägenden Gebäude-Ensemble machen würde.

Zu diesem Bürgerforum auf dem Köhler-Hof kamen deutlich mehr Einwohner als wir erwartet hatten und alle waren sehr interessiert an den lokalen Themen. Heute, 6 Jahre später lohnt ein Blick zurück. Was ist eigentlich aus den Themen und Zielen vom 28. Juni 2005 geworden?

Kirchlintelner Themen am 28.6.2005: Stand heute ….
  • Kauf der Hofstelle in der Schulstraße?
Nein, nicht realisiert – wg. Bürger-Votum
  • Radweg von Kirchlinteln nach Kreepen?
Ja durch den Landkreis Verden gebaut
  • Radweg von Kirchlinteln nach Holtum?
Ja durch den Landkreis Verden gebaut
  • Erweiterung des Schulzentrums zur Ganztagsschule?
Ja als 1. Gemeinde im Landkreis nutzten wir das Bundes-Förderprogramm und investierten über 2,6 Mio. € in unseren Schulstandort

Aus Einzelprojekt „Krug“ wurde die Maßnahme „Historische Ortsmitte“

Und was wurde aus der Begegnungsstätte und dem von Bürgern vorgeschlagenen Projekt „Lintler Krug“? Nach den ersten Vorschlägen von Bürgern haben wir uns intensiver um den „Krug“ gekümmert. So wie es heute von vielen Seiten empfohlen wird, haben wir die Bürger von Beginn an beteiligt. Ein Initiativkreis wurde gebildet und eine Einwohnerversammlung organisiert. Statt der erwarteten 100 oder 150 Teilnehmer wurden über 200 Teilnehmer gezählt, die diskutierten und Karten beschriften, sodass auf mehreren Stellwänden die Ideen der Bürger präsentiert wurden.

Eine große Mehrheit der teilnehmenden Bürger sprach sich für den Kauf dieses besonderen Grundstücks in der Ortsmitte aus. Dieses Bürger-Votum verstanden die meisten Ratsmitglieder als Auftrag und wir machten uns auf den Weg …. nach Eicklingen bei Celle, wo wir im dortigen Amtshof gemeinsam mit dem Amt für Landentwicklung einen Workshop durchführten. Die professionellen Dorferneuerungsplaner empfahlen uns als Modellprojekt ganz stark auf Bürgerbeteiligung zu setzen. Wir, die Ratsmitglieder gaben Verantwortung ab und in unzähligen Arbeitskreis-Sitzungen wurden Ideen geschmiedet, neue Ziele und Projekte formuliert. Aus dem „Projekt Lintler Krug“ wurde am Ende das Projekt „Historische Ortsmitte“ mit Krug, Speicher, Werkstattgebäude, Feuerwehr-Turm und Glaspalast. Der ursprünglich von CDU-Ratsherren entwickelte Plan für den Krug einschließlich Kosten- und Finanzierungsplan war durch die deutlich weitergehenden Pläne der Bürger schnell überholt. Erfahrene Fachleute konnten auch nicht  erahnen, welche kostenintensiven Auflagen von der Baubehörde, dem Denkmalschutz und den Prüfstatikern folgen sollten.

Mit erheblichen Kostensteigerungen hatten wir gerade bei der Schul-Erweiterung unsere bösen Überraschungen erlebt. Die erste Kostenschätzung der Verwaltung ging von 400.000 Euro aus. Im Laufe der konkreten Planungen waren wir dann schnell bei 1 Million Euro – und gekostet hat die Schul-Erweiterung am Ende über 2,6 Millionen Euro. Der Gemeinderat blieb standhaft und hatte weitsichtig in den Schulstandort investiert. Heute redet niemand mehr über die Kostenexplosion, alle freuen sich über die neuen Fachräume, die tolle Mensa und das neue Leben in der „Schule am Lindhoop“.

Leider ließ sich die Verdoppelung der Kosten beim Gesamt-Projekt „Historische Ortsmitte“ auf über 1,5 Millionen Euro nicht verhindern. Parallel dazu stieg aber auch die EU-Förderung stark an – auf deutlich über 700.000 Euro. „Eine besondere Wirtschaftsförderung für unsere Region“, betont Bürgermeister Wolfgang Rodewald.

Vor 6 Jahren – am 28. Juni 2005- starteten wir aufgrund des Bürger-Votums in das ehrgeizige Projekt „Historische Ortsmitte“. Fast auf den Tag genau 6 Jahre später, am 26. Juni 2011 konnten sich die Bürger beim „Tag der offenen Tür“ über den Bautenstand im „Lintler Krug“ informieren. Der Schlauchturm am alten Spritzenhaus und auch der Fachwerkspeicher an der Wehrstraße sind längst saniert und vom „Schandfleck“ an der Hauptstraße, dem „Glaspalast“ ist schon lange nichts mehr zu sehen.

Beim Start in dieses ehrgeizige Projekt haben wir uns auch vom großen Bürger-Engagement in anderen Ortschaften leiten lassen. Ob in Sehlingen, Heins oder Armsen – wo in den Jahren zuvor beachtliche Eigenleistungen von den Einwohnern geleistet wurden – immer hatten wir großes Vertrauen in unsere Bürger und wurden nie enttäuscht, ganz im Gegenteil. Beim Projekt „Ortsmitte“ mussten wir lernen, das eine so große Ortschaft wie Kirchlinteln bezüglich des Zusammenhaltes und des Bürger-Willens nicht mit kleinen oder mittelgroßen Ortschaften zu vergleichen ist. Sehr schade!

Bleibt zu wünschen,

  • dass die Mitbürgerinnen und Mitbürger in Kirchlinteln jetzt bis zur Fertigstellunng des Lintler Kruges die Aktivitäten auf der Baustelle noch weiter steigern
  • die neuen Chancen der Kultur- und Begegnungsstätte von allen Einwohnern erkannt werden und der Krug mit Leben erfüllt wird.

Ob sich das Projekt „Historische Ortsmitte mit Lintler Krug“ in die ausnahmslose Erfolgsserie großer Gemeinschaftsprojekte wie Müllerhaus in Schmomühlen, „Dörpshus“ in Sehlingen oder Dorf- gemeinschaftshaus in Armsen (um nur 3 Projekte beispielhaft zu nennen) einreihen wird – kann nur die Zukunft zeigen und ist abhängig vom weiteren Bürger-Engagement. Ob nun mit mehr oder weniger Erfolg, das Projekt „Ortsmitte und Krug“ ist kein Produkt Einzelner, sondern das Ergebnis umfassender Bürger-Beteiligung. Wir Menschen in unserer Gemeinde haben die Zukunftsgestaltung eben selbst in der Hand.

Eine Bilder-Galerie mit Fotos vom Tag der offenen Tür in der Historischen Ortsmitte und im Lintler Krug am 26.6.2011 haben wir auf unserer Facebook-Seite veröffentlicht, zu der wir einen Link schalten.