Kindertagespflege und frühkindliche Bildung

16.09.2015

Die Jüngsten der Gemeinde Kirchlinteln standen im Mittelpunkt der Sitzung der CDU-Fraktion. Eine Arbeitsgruppe innerhalb der Fraktion befasst sich seit geraumer Zeit mit dem vielschichtigen Thema „Frühkindliche Bildung“. Dabei hat sie auch Kontakt zum Verein Kindertagespflege im Landkreis Verden e.V. aufgenommen. Nun wurden Bianka Reichardt als Vorsitzende des Vereins und Hanna Stegmann als aktive Tagesmutter in der Gemeinde vom stellvertretenden Vorsitzenden Cord Wahlers in die Fraktion eingeladen, um von ihrer Arbeit zu berichten. Der Verein mit Sitz im Rathaus Achim ist im Wesentlichen für die landkreisweite Ausbildung der Tagesmütter und für die Vermittlung von Plätzen verantwortlich. Um als Tagesmutter arbeiten zu können ist die Belegung eines neunmonatigen Kurses mit Zwischen- und Abschlussprüfung erforderlich. Nach einer Überprüfung der Räumlichkeiten auf definierte Sicherheitsstandards für die Betreuung, die in aller Regel in den eigenen vier Wänden erfolge, kann es dann losgehen.


Ebenso können sich Eltern über das Modell der Kindetagespflege beim Verein informieren. Der Verein ist bestrebt, passgenau die Anforderungen der Eltern und das Angebot der Tagesmutter zu vermitteln. Häufig spiele zudem die Nähe zum Wohnort oder auch zum Arbeitsplatz eine wichtige Rolle.

„Die meisten Kinder kennen es nicht mehr, dass Oma mit am Mittagstisch sitzt“, berichtet Hanna Stegmann, aktive Tagesmutter aus Bendingbostel. Diese familiennahe Form der Kinderbetreuung sei ein großer Wert an sich. „Gerade für die Jüngsten ist die Betreuung in kleinen Gruppen bis zu fünf Kindern oft einfacher, um sich auf eine erstmals fremde Bezugsperson einzulassen. Gleichzeitig lernen die Kinder, sich in einer Gruppe zurechtzufinden und werden auf die Zeit im Kindergarten vorbereitet“, schildert Hanna Stegmann weitere Vorteile der Kindertagespflege.

„Gerade wenn sich junge Eltern entscheiden ihre unter Dreijährigen nicht fünf Tage die Woche in Vollzeit in die Betreuung zu geben, biete die Kindertagespflege einen großen Vorteil. Die sehr hohe Flexibilität, das Angebot nur tageweise oder mit unterschiedlichen Zeiten in Anspruch zu nehmen, kann eine öffentliche Einrichtung so nicht bieten“, ergänzt Bianka Reichardt vom Verein Kindertagespflege. Da die Tagesmütter selbstständig tätig seien, können sie individuelle Vereinbarungen mit den Eltern treffen.

Es wurden gleichwohl Herausforderungen in der Kindertagespflege diskutiert. Obwohl die Kindertagespflege laut Gesetzgeber für 30 Prozent der Betreuung unter Dreijähriger stehe, sei diese Betreuungsform nicht so sehr im Blickfeld wie die Kinderkrippen, die theoretisch 70% des Bedarfs abdecken sollen. Unterstützung und mehr Flexibilität wünschten sich die Aktiven auch in der Schaffung von Plätzen. So können Tagesmütter einen Zuschuss für Baumaßnahmen beim Landkreis beantragen, dürfen dann jedoch ausschließlich Kinder unter drei Jahre aufnehmen, was eine enorme Einschränkung darstelle. Einen Punkt, den Wilhelm Hogrefe aufnahm um ihn in der Kreistagsfraktion zu besprechen. Ein weiteres Problem in der Kindertagespflege sei die Regelung im Falle von Krankheit der Tagesmutter. „Hier arbeiten wir an einem Vertretungsmodell, was noch mehr Verlässlichkeit für die Eltern bedeute“, erklärte Bianka Reichardt. In der Gemeinde Kirchlinteln seien sowohl Angebot als auch Nachfrage nach Kindertagespflege Schlusslicht im Landkreis Verden. „Das hat sicherlich auch mit der sehr guten Ausstattung und Verfügbarkeit an Krippenplätzen in unserer Gemeinde zu tun“, schildert Arne Jacobs. Es gebe eine hohe Korrelation zwischen verfügbaren Krippenplätzen und Nachfrage nach Kindertagespflege.

„Wir wollen keine Konkurrenzsituation zwischen Kinderkrippe und Kindertagespflege entstehen lassen. Beide Formen der Kinderbetreuung haben individuelle Vorteile“, erklärt Birgit Söhn. „Uns geht es um ein gleichwertiges Nebeneinander für eine tatsächliche Entscheidungsfreiheit der Eltern in der Gemeinde“, ergänzt Karin Wiedemann.