Schlaglöcher, Spurrillen, Wasser auf der Fahrbahndecke – die Liste von Schäden an sowie auf Feld- und Wirtschaftswegen in der Gemeinde Kirchlinteln ließe sich noch um einige Punkte erweitern. Doch alle zeigen deutlich: Die Wege sind in einem schlechten Zustand. Dabei werden sie nicht nur von landwirtschaftlichen Fahrzeugen genutzt, sondern auch von Radfahrern oder Spaziergängern. Sie sind auch für den Tourismus interessant. „Wenn wir es nicht schaffen, die Gemeinde attraktiv zu halten, dann sind wir spätestens in zehn Jahren nicht mehr selbstständig“, warnte der Vorsitzende des Gemeinderates, Wilhelm Hogrefe, mit Blick auf die Wege. Am Montagabend lud die CDU deshalb zu einem Informationsabend nach Neddenaverbergen ein.
Besonders für die immer schwerer werdenden land- und forstwirtschaftlichen Fahrzeuge sind die Wege nicht ausgelegt. Sie können die Last nicht mehr halten, sodass Risse entstehen und sich das Material verschiebt. Deshalb müsse ein stabiler Untergrund geschaffen werden. Da die Wege dabei mehrmals mit speziellem Gerät bearbeitet werden müssen, kostet der Neubau in der kostengünstigsten Variante pro Kilometer zwischen 5000 und 7000 Euro – insgesamt unterhält die Gemeinde Kirchlinteln etwa 100 Kilometer Feld- und Wirtschaftswege, die instand gesetzt werden müssen.
Vor allem machte Wilhelm Hogrefe die Gemeinde Kirchlinteln für die Situation der Feld- und Wirtschaftswege verantwortlich. Für die Wegeunterhaltung würden insgesamt 70 000 Euro aus dem Haushalt zur Verfügung stehen. Doch laut CDU werde an diesem Geld gespart, Wege nur provisorisch ausgebessert und für andere Projekte ausgegeben. „Wir regen uns seit Jahren darüber auf“, verdeutlichte Wilhelm Hogrefe. „Es brennt uns unter den Nägeln. Dass die Gemeinde nicht genug macht, das liegt nicht nur am fehlenden Geld.“ Sie wisse nicht, wo sie anfangen muss. Deshalb sollen andere Finanzierungsmöglichkeiten gesucht und genutzt werden. Hogrefe schwebt vor, dass der Neubau und die Unterhaltung der Wege unter anderem durch EU-Fördermittel, freiwillige Beiträge oder den Verzicht auf das Jagdgeld mitfinanziert werden könnte.
Das Problem: Neben den freiwilligen Beiträgen ist auch der Verzicht auf das Jagdgeld jedem Grundstückseigentümer selbst überlassen. Da sich die Gemeinde zudem für die EU-Fördermittel noch bewerben muss, ist das auch keine sichere Einnahmequelle. Die Finanzierung ist also noch nicht in trockenen Tüchern. Geld könnte unter anderem noch aus dem Verkauf ungenutzter Wege entstehen oder durch forstwirtschaftlichen Wegebau, einem weiteren Förderungsprogramm.
Wie das Modell mit dem Jagdgeld-Verzicht funktionieren kann, zeigt das Beispiel Neddenaverbergen. Bereits seit 15 Jahren finanziert der Ort selbst seine Feld- und Wirtschaftswege, davor kam die Hälfte des Geldes von der Gemeinde Kirchlinteln. In Neddenaverbergen fließen 60 bis 70 Prozent des Jagdgeldes in den Wegebau. „Das Modell ist einzigartig im Landkreis Verden“, versicherte Ratsherr und Landwirt Lars Hogrefe. Das sei für ihn der richtige Weg und könne auch ein Projekt für andere Ortschaften sein.
„Man sieht, was mit Eigeninitiative alles möglich ist“, kommentierte Wolfgang Ritz, der Vorsitzende des Ausschusses für Gemeindeentwicklung und Bauen, das Modell in Neddenaverbergen. In einem ersten Schritt sind die Ortsvorsteher und Ortslandwirte gefragt. Sie müssen in ihren Ortschaften nach Wegen schauen und eine Prioritätenliste erstellen. „Wir müssen uns an einen Tisch setzen und überlegen: Wo fangen wir an?“, forderte Wilhelm Hogrefe. Mit konkreten Vorstellungen könne dann an die Gemeinde herangetreten werden, um eine rasche Umsetzung zu forcieren. Denn die Verwaltung könne nicht entscheiden, welche Wege einer Ausbesserung bedürfen. Da seien die Ortsvorsteher die Experten.
Wenn es nach der Gemeindefraktion geht, dann sollen bis Mitte März Vorschläge der Ortsvorsteher über bestimmte Wege eingegangen sein, damit im September die ersten beiden Wege ausgebessert werden können. Wolfgang Ritz gibt vor: „Mit wenig Geld müssen wir versuchen, viel zu erreichen. Das Ziel sind zwei Wege pro Jahr.“
Auch die Verdener-Aller-Zeitung hat darüber berichtet:
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